Luginbühl im SchlachthausIm alten Schlachthaus in Burgdorf,
einem ursprünglich gotischen Bauwerk, hat Bernhard
Luginbühl mit rund 40 Plastiken und Reliefs aus Eisen
und aus Holz eine Ausstellung eingerichtet, die zu einem
Gesamtwerk geworden ist.Bernhard Luginbühl (*1929), einer der
bedeutensten Schweizer Künstler der Gegenwart, lebt und
arbeitet seit 1965 in Mötschwil, einige Kilometer von
Burgdorf entfernt. Auf seinem Anwesen hat er seit 1998
einen Skulpturenpark mit eigenen Werken eingerichtet,
der im Sommerhalbjahr an einem Wochenende im Monat
besucht werden kann. Es findet sich aber dort kein
grösserer Ausstellungsraum für Arbeiten, die vor dem
Wetter geschützt werden müssen. Deshalb kam vor wenigen
Monaten bei einer kleinen Gruppe von Burgdorferinnen und
Burgdorfer die Idee auf, ihm in ihrer Stadt einen
solchen Ort zur Verfügung zu stellen: das Alte
Schlachthaus an der historischen Metzgergasse 15.Der Bau geht auf das 13. Jahrhundert
zurück und beherbergte bis 1836 das Niedere oder Untere
Spital und die dazugehörende Katharinenkapelle, Dann kam
es zu einer abrupten Nutzungsänderung: es wurde in ein
Schlachthaus umgebaut, das bis 1985 in Betrieb war.
Seither steht das Gebäude leer.Bernhard Luginbühl war vom ersten
Moment an begeistert von den beiden hohen Räumen , dem
Schiff und dem Chor der ehemaligen Kapelle. Wände und
Decken, die mit ihren Einrichtungen und dem rudimentären
Mauerwerk aus Sandstein und Backsteinen an die komplexe
Vergangenheit erinnern, bilden den angemessenen Rahmen
für seine Figuren. Dazu kommt ein wesentliches
biografisches Element:Luginbühl stammt aus einer
Dynastie von Metzgern und hat aus seiner Kindheit
intensive Erinnerungen an das Berner Schlachthaus.Der Künstler hat die Ausstellung in
einigen Wochen zusammen mit seinen Söhnen Brutus, Basil
und Jwan nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltet und
eingerichtet. Im Chor dominiert die über vier Meter hohe
„Berliner Figur“ von 1981-1985, die bisher erst einmal
ausgestellt war, 1985 im Kuppelsaal der Hamburger
Kunsthalle. Sie gehört in die Gruppe der Plastiken aus
farbigen hölzernen Gussformen aus Giessereien, die
Luginbühl vor der Zerstöhrung gerettet hat. Im
ehemaligen Kirchenschiff dominiert „Zwilling“ (2003),
eine über zwölf Meter lange Figur, die eine schwere
Eisenkugel hoch über den Köpfen der Besucherinnen und
Besucher diagonal durch den Raum rollen lässt. Ueber
dreissig mittlere und kleinere Plastiken und Reliefs aus
Eisen und Holz, die in verschiedenen Schaffensphasen von
den siebzier Jahren bis heute entstanden sind, ergänzen
die beiden monumentalen Werke,zum Beispiel die dem
besonderen Ort entsprechende „Pferdeschädelwand auf
Rädern“ (2001-2002) oder „Goldiger Stierkopf“
(1988-2001), aber auch der rote „Radiohund“(1975), der
ab Tonband einen Text des Künstlers rezitiert. Durch die
Auswahl der Werke und deren Bezug zueinander und zum
Raum ist so ein eigentliches Gesamtkunstwerk entstanden.Auch in der Umgebung des Alten
Schlachthauses begegnet man charackteristischen
Beispielen aus Luginbühls plastischem Schaffen, darunter
„Mondsäge II“ (2001-2002) und „Jadeanker“ (2003). Sie
weisen nicht nur auf die Ausstellung hin, sondern
schaffen neue Akzente in der Burgdorfer Unterstadt.Bernhard Luginbühl hat die
Einrichtung der Ausstellung finanziert. Die Stadt
Burgdorf stellt das Alte Schlachthaus zur Verfügung und
hat eine Defizitgarantie gesprochen. Der Verein
„Bernhard Luginbühl in Burgdorf“ ist für den Betrieb und
für die Beschaffung der restlichen Mittel
verantwortlich.
http://www.luginbuehlbernhard.ch/museum